Ausbildung
Rettungshund
Rettungshunde haben gelernt, den Geruch eines Menschen aus der Vielzahl anderer Gerüche zu filtern.
Sie können Menschen orten:
unter Beton und Schutt bis zu 9 m Dicke
aus über 200 Metern Entfernung bei guten Windverhältnissen
Und sie können in 20 Minuten ein Suchgebiet von 30.000 qm Größe zuverlässig absuchen.
Die Rasse des Hundes spielt dabei keine Rolle.
Wichtigste Eigenschaften eines Rettungshundes sind:
Charakter: aufgeschlossen, verträglich mit Menschen und Artgenossen
Große Arbeitsfreude: er ist über Spielzeug oder Futter gut motivierbar, sowohl für die Suche, als auch für die zusammenarbeit mit seinem Hundeführer
Absolute Nervenstärke: er schreckt vor nichts zurück und bleibt auch bei Lärm unbeirrbar
Fitness: Rettungshundearbeit ist anstrengend! Um das leisten zu können muss der Hund absolut fit sein.
In der Regel dauert die Ausbildung bis zur Einsatzprüfung 2 jahre für das Team Hundeführer - Rettungshund. Das Höchstalter des Hundes sollte bei Beginn der Ausbildung daher drei Jahre nicht überschreiten. Je früher man mit der Ausbildung beginnt, desto besser.
Neben der Ausbildung zum Rettungshundeteam müssen Hund und Mensch die Begleithundeprüfung bei einem VDH Mitgliedsverein (SV, DVG, ADRK, BK, usw.) ablegen. Außerdem müssen regelmäßig Unterordnung und Gerätetraining (z.B. das Begehen einer Wippe, Leiter, Fassbrücke und Tunnel) in einer Hundeschule oder Hundesportverein geübt werden.
Am Ende der Ausbildung steht der selbstständig arbeitende Hund, der im Gehorsam des Hundeführers steht und im Einsatz das Erlernte umsetzen kann. Unsere Teams werden in den Einsatzsparten Trümmer und Fläche dual ausgebildet. Die Anzeige einer gefundenen Person wird durch Verbellen gezeigt.
Rettungshundeführer
Beim Hundeführer ist ein hohes soziales Engagement und Teamgeist gefragt. Mit Druck und Zwang kann ein Rettungshund nie ausgebildet werden. Weiterhin muss sich jeder Hundeführer darüber im Klaren sein, dass er viel Zeit, Ausdauer, Disziplin und finanzielle Aufwendungen in die ehrenamtliche Tätigkeit investieren muss.
Unsere Rettungshundeführer müssen die Grundausbildung zum Truppmann bei einer Feuerwehr (FwDV 2) absolvieren. Außerdem die Module der Feuerwehr-Ausbildung Kommunikation an Einsatzstellen (BOS-Funk) und Digitalfunk, Erste Hilfe Mensch, Retten und Selbstretten
Spezielle Ausbildung für Rettungshundeführer:
Ausbildung zum Einsatzhelfer
Verhalten an der Einsatzstelle
Karten- und Orientierungsarbeit (Kompass, GPS)
Erste Hilfe Hund
Fachfragenkatalog Rettungshunde
Erkunden von Suchflächen
Standard-Suchtechniken und Suchtaktiken
Thermik
Suchtaktiken auf Trümmern, Trümmerkunde, Taktische Zeichen, INSARAG Guidelines
Grundwissen über Statik und Resttragfähigkeit von Gebäuden
Einsatz von technischer Ortung
Truppmann/Helfer
Im Einsatz arbeitet der Truppmann eng mit dem Hundeführer zusammen. Er muss funken, die Orientierung des Teams sicher stellen, auf Gefahren aufmerksam machen und niemals seinen Kollegen aus den Augen lassen. Der Truppmann kann im Rettungshundetrupp oder Ortungstrupp eingesetzt werden.
Im Training ist jeder Hundeführer auch Helfer für die Anderen. Der Helfer hat eine wichtige Aufgabe bei der Ausbildung. Er bestätigt den Hund mit exaktem Timing und hilft wo nötig, sowenig wie möglich. Der Helfer arbeitet in Absprache mit dem Ausbilder und dem Hundeführer damit die Ausbildung zielgerichtet gesteuert wird. Hat der Hund den versteckten Helfer gefunden, ist es seine Aufgabe, den Hund für die Anzeige z.B. Verbellen, zu belohnen. Der Helfer bestärkt den Hund bei richtigem Verhalten, hält ihn bei sich, bis der Hundeführer kommt und spielt anschließend mit dem Hund. Er ist in der Suche die wichtigste Person für den Hund. Für den Lernerfolg des Hundes ist es unumgäglich, dass der Helfer den Hund im richtigen Moment richtig bestätigt.
Technische Ortung
Die Ortung von Verschütteten ist Kern der Rettungsarbeiten nach einem Gebäudeeinsturz. Neben der biologischen Ortung mit Rettungshunden ist die technische Ortung unerlässlich, um Verschüttete unter den Trümmern eingestürzter Gebäude lokalisieren zu können. Dazu gehört eine Endoskopkamera, die den Einblick in Hohlräume ermöglicht. Eine solche Kamera ist wesentlicher Bestandteil der Ausrüstung für Einheiten, welche sich für dieses Einsatzgebiet spezialisiert haben. Der Einsatz dieser technischen Ortungsmittel erfordert eine fundierte Ausbildung, ständiges Üben und viel Erfahrung.
Die Drohne mit der Wärmebildkamera, das „Auge in der Luft“ wir als eine unterstützende Maßnahme eingesetzt. Bei gefährlichen Einsatzlagen wie z.B. Steilhängen oder anderen Hindernissen oder Trümmerlagen kann man sich schnell einen Überblick aus der Luft verschaffen. Für Flächeneisätze kann man gut einsehbare Gebiete auch sehr schnell mit der Drohne abdecken und spart sich den Einsatz der Hunde für uneinsehbare Bereiche z.B. unter belaubten Bäumen.
Alle Einsatzkräfte werden auch in der technischen Ortung geschult.
Zeitlicher Aufwand
Der Zeitaufwand zum Einsatzteam ist groß:
praktisches Training an einem Tag am Wochenende
Theorieunterricht online oder als Präsenz
Feuerwehr-Grundausbildung
Gehorsam und Gewandheitsausbildung der Hunde zusätzlich in einem VDH-Verein mindestens bis zur Begleithundeprüfung
Das praktische Training findet am Samstag oder am Sonntag statt, normalerweise von 10:00-15:00. Dazu kommt noch die Anfahrt zu wechselnden Trainingsgebieten in ganz NRW.
Für die Gehorsam und Gewandheitsausbildung in einem VDH-Verein mindestens bis zur Begleithundeprüfung sollte man auch folgende Zeitfaktoren einplanen: 1-2 mal pro Woche Unterordnung. Außerdem sollte das Gerätetraining für Rettungshunde dort erlernt und geübt werden.
Wichtig ist auch die Fitness von Hund und Hundeführer. Ohne die entsprechende Kondition wird der Hund nicht in der Lage sein die Suchleistung zu erbringen.
Ziel unserer Ausbildung ist immer die Einsatzfähigkeit. Die Alarmierung zu einem Einsatz kann Tag und Nacht erfolgen.
Auf verschiedenen Veranstaltungen präsentiert sich die RHOT Bochum-Essen der Öffentlichkeit, wirbt um Sponsoren und informiert Interessierte.
Insgesamt ist die Mitarbeit weit mehr ein idealistisches Hobby, das einen hohen Zeitaufwand und den Anspruch auf Proffessionalität erfordert.
Weiterhin sollten Sie sich im Klaren darüber sein,
dass die Einsätze unter Umständen auch für die Retter und die Hunde nicht ungefährlich sind.
dass eine vermisste Person nicht gefunden werden kann oder nur noch tot gefunden wird.
dass es sich um ein ehrenamtliches Engagement handelt und der Arbeitgeber darüber informiert werden muss und sein Einverständnis zu den Ausfallzeiten geben kann aber nicht muss.
finanzielle Ausgaben für die Ausbildung der Hunde und für die Einsätze von den Mitgliedern selbst getragen werden.
Prüfungen
Wir werden durch zertifizierte Prüfer des Deutschen Feuerwehr Verbandes überprüft, nach den Mindeststandards der Rettungshunde-Ortungstechnik AK RHOT DFV.
Voraussetzungen für die Rettungshundeprüfungen:
Begleithundeprüfung wird bei einem VDH Mitgliedsverein (SV, DVG, ADRK, BK, usw.) selbstständig abgelegt.
Feuerwehr Grundausbildung muss bei der Feuerwehr absolviert werden.
Rettungshundeprüfung 1:
Mindestalter Hund 18 Monate
Fläche: 1 Anzeige, Stöbergebiet mind. 10.000 qm mit einer Versteckperson
Trümmer: 1 Anzeige, mind. 500-1000 qm Trümmerfläche mit einer Person
Suchzeit: 15 Minuten
Rettungshundeprüfung 2 (Einsatzprüfung)
Mindestalter Hund 22 Monate
Fläche: mind. 30.000 qm, 1-4 Versteckpersonen bis 2 m Höhe
Trümmer: mind. 1000 qm Trümmerfläche 1-4 Versteckpersonen, 2,5 m Höhe und Tiefe
Suchzeit: 20 Minuten
Wiederholung alle 24 Monate
Rettungshundeprüfung 3 (Katastrophenschutzprüfung)
Katastrophenschutzgesetze des Landes
Fläche: 24 Stunden Einsatzprüfung, 3 Suchen, davon 1x Nachtsuche, 1x Orientierungs-Wegesuche mind.6 km, je 75.000 qm, 1-4 Personen/Suchdurchgang, 2 m Höhe, Suchzeit max 1 Stunde/ Suchdurchgang, Erste Hilfe, Taktische Zeichen ISARAG Guidelines, GPS
Trümmer: 36 Stunden Einsatzprüfung, 7 Suchen, davon 3 x mit Pause von 30 Minuten, 1 x Leersuche, 1 x Nachtsuche, je mind. 500 qm, 6-14 Personen, 2,5 m Höhe und Tiefe, Suchzeit pro Durchgang: 20 Minuten, Erste Hilfe, Taktische Zeichen ISARAG Guidelines, Abseilen mit Hund
"Immer wieder kommen motivierte Hundehalter und möchten in die Rettungshundearbeit einsteigen. Sehr gerne! Doch zuerst ist es mir extrem wichtig diesen interessierten Menschen vorab den Unterschied von ehrenamtlicher Arbeit in einer Rettungshundestaffel und einer Hundeschule zu erklären.
Um in der Rettungshundearbeit beständig Leistungen auf hohem Niveau zu erreichen, bedarf es seitens des Hundeführers vieler Eigenschaften.
In erster Linie Diziplin, Durchhaltevermögen, Eigeninitiative, Selbstmotivation, Ausdauer, zielorientiertes Arbeiten und mentale Stärke. Dazu kommt auch eine körperlich gute Substanz. Rettungshundearbeit ist zusätzlich auch sehr zeitintensiv und bei jeder Jahreszeit werden die Trainings durchgeführt.
Viele machen dann große Augen und ein fragendes Gesicht.
Wenn eine Hundestaffel alarmiert wird, ist immer ein Menschenleben in Gefahr und für diesen Mensch - genau wie die zurückgebliebenen Angehörigen - sind wir oft der letzte Strohhalm. Nicht selten wurde bereits Stunden verzweifelt gesucht, alle Möglichkeiten ausgeschöpft und nicht gefunden. Die eingesetzten Teams müssen auf den Punkt topfit sein, die Nerven bewahren und ihren Job machen. Es ist für Hundeführer wie auch seinen Hund als Partner ein Arbeiten auf Hochleistungsniveau.
Im Vergleich dazu ist ein Üben in einer Hundeschule geselligkeitsfördend, basierend auf den Duchschnitt der Gruppe für alle das Ziel erreichend, in der eigenen Komfortzone bleibend, kundenorientiert, für alle Alterstufen und Gesundheitszustände machbare Aufgaben und soll die Arbeit einer Hundeschule keinesfalls schmälern.
Als Trainer einer Rettungshundestaffel kommt zusätzlich noch hinzu: für jedes Team den passenden Weg zu finden um die Leistung zu fordern und den Ausbildungsstand weiter zu fördern ohne dabei die Motivation zu verlieren. Es gilt gezielt Leistungsabfragen durchzuführen und dem Team weitere Ausbildungsschritte zu erläutern. In Formtiefs mental aufzufangen und nach vorne zu pushen. Gleichzeitig den Hunden die Freude zu vermitteln und zu erhalten, dass für sie das Suchen auf den Punkt, oberste Priorität hat.
Sicherlich denken jetzt viele, "boah so kann man aber keine neuen Teams für unser Ehrenamt gewinnen". Doch! Denn genau diejenigen, die sich nicht abschrecken lassen durch diese vielen Voraussetzungen und sich immer noch identifizieren können mit der Idee zur Ausbildung als Hundeführer in der Rettungshundesstaffel - diese Menschen suchen wir."
Und zuletzt sollte man nicht vergessen, dass unsere Arbeit für uns und unsere Hunde mitunter gefährlich ist.
Auf den Punkt gebracht hat das Nicole Richtberg.